Die Tierkreiszeichen sind die Symbolbilder, die die zwölf Abschnitte des Tierkreises kennzeichnen. Beginnend mit dem Widderpunkt werden sie als geometrische Kreis-Abschnitte zu je 30° auf der Ekliptik definiert, vor denen sich die Sonne nacheinander während eines Jahres zu je einem Zwölftel der Jahreslänge befindet. In der Antike, zur Zeit der Benennung der Tierkreiszeichen, glaubte man aber noch, die Themen des Jahres in den jeweiligen Sternbildern erkennen zu können. Deswegen haben 12 der 88 Sternbilder die Namen von Tierkreiszeichen. Bereits vor über 2000 Jahren wurde dann von Hipparchos die Präzession entdeckt, wodurch klar wurde, dass die Sternbilder als Anzeiger der Jahreszeiten auf Dauer unbrauchbar sind. Ab dem 5. Jahrhundert wurde dann in der Astrologie des Orients und östlichen Mittelmeerraumes der Beginn des Tierkreiszeichen Widder durchgehend mit dem Widderpunkt verbunden. Zuvor wurden die Tierkreiszeichen hauptsächlich mit den sich durch die Präzession scheinbar verschiebenden Ekliptiksternbildern des siderischen Tierkreises gleichgesetzt
Der Tierkreis und seine Aufteilung in „Zeichen“ zu 30° wurde möglicherweise schon während des Seleukidenreiches im 4. Jahrhundert v. Chr. im Gebiet Mesopotamiens entwickelt oder war sogar bereits bekannt. Für diese Zeit ist auch die Anwendung mathematischer Astronomie für die Vorausberechnung von Planetenpositionen, die mit Hilfe dieses Koordinatensystems mit 30°-Abschnitten möglich gewesen wäre, nachweisbar.
Der Tierkreis
Als Tierkreis bzw. Zodiak wird eine etwa 20 Grad breite Zone um die Ekliptik bezeichnet, innerhalb derer die scheinbaren Bahnen von Sonne, Mond und Planeten verlaufen.
Die Mittellinie der unsichtbaren großen Straße des Himmels nannten die Griechen die Ekliptik, weil in ihr die Eklipsen, die Sonnen- und Mondfinsternisse, stattfinden. Die Ekliptik dient als Messkreis für die Positionsbestimmung der Gestirne und der astrologischen Schnittpunkte Medium coeli (MC), Aszendent, Mondknoten und Widderpunkt.
Zusammenschau von siderischen Sternbildern und Tierkreiszeichen (schematisch) für das Jahr 2000
Es gibt zwei verschiedene Tierkreise, welche die Ekliptik in zwölf Tierkreiszeichen aufteilen: den tropischen Tierkreis zu zwölf Abschnitten mit je 30° Kreisbogen auf der Ekliptik, der sich astronomisch an den Äquinoktien und Sonnenwenden ausrichtet, und den siderischen Tierkreis, der sich an den – unterschiedlich großen – Sternbildern im Bereich der Ekliptik orientiert.
Als vermutlich ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. das astrologische System im hellenistisch geprägten Alexandria entwickelt wurde, stimmten der tropische und der siderische Tierkreis noch weitgehend überein, denn die Sterne wurden als Anzeiger für Jahreszeiten gleichgesetzt. Im Vergleich mit damals stehen die beiden Tierkreise heute jedoch ca. 30° verschoben zueinander. Wenn also derzeit bei einer menschlichen Geburt beispielsweise Anfang Januar die Sonne im Tierkreiszeichen Steinbock steht, befindet sie sich räumlich im Sternbild Schütze. Grund dafür ist, dass die für die Jahreszeiten maßgebliche Erdachse torkelt – ähnlich einem Kreisel, nur ganz langsam, nämlich eine Runde in ca. 25.800 Jahren; dieser Vorgang ist als Präzession bekannt. Mit einer Geschwindigkeit von 1° in rund 72 Jahren wandert dabei aus Sicht der Erde der Widderpunkt rückwärts durch die unterschiedlich großen Sternbilder. Um Christi Geburt, doch wahrscheinlicher rund 100 Jahre davor, wechselte er vom Sternbild Widder in das Sternbild Fische, was im späteren 20. Jahrhundert in der New-Age-Strömung kosmologisch als Beginn des Fische-Zeitalters gedeutet wurde.
Tropischer Tierkreis
In der westlichen Astrologie wird weitgehend der tropische Tierkreis verwendet. Seine Ausrichtung an den vier Ekliptikpunkten der Äquinoktien und Sonnenwenden der Sonne gab dem tropischen Tierkreis seinen Namen, der sich ableitet vom griechischen trópoi, was „Wendungen, Wendepunkte“ bedeutet. Ausgehend vom Frühlingspunkt wird dabei die Ekliptik in 360° mit zwölf Abschnitten zu 30° unterteilt: die zwölf Tierkreiszeichen. Der tropische Tierkreis ist also eine geometrische Abstraktion, die nicht mit den Sternbildern auf der Ekliptik korrespondiert. In der Spätantike, nach dem 5. Jahrhundert, setzte er sich schließlich gegen den siderischen Tierkreis durch. Astronomen hatten schon mehrere Jahrhunderte zuvor bemerkt, dass der damals noch am siderischen Tierkreis bzw. Ekliptiksternbild Widder und an den früher so bezeichneten ‚Normalsternen‘ genormte astronomische Frühlingsbeginn immer später im Jahreslauf erreicht wurde, mithin aufgrund der Präzession in Richtung meteorologischer Sommer wanderte, wodurch sich auch die Ekliptiksternbilder im Verhältnis zu den Tierkreiszeichen verschoben hatten.
Siderischer Tierkreis
Ekliptik-Sternbilder, Blickrichtung Osten. Die Sternbilder an der Ekliptik (rötliche Linie quer) sind verschieden lang, teils überlappend, teils mit Abstand.
Die überwiegend indisch ausgerichtete Methode, als Vedische Astrologie bekannt, benutzt den siderischen Tierkreis. Sie teilt den Messkreis wie beim tropischen Tierkreis in zwölf Abschnitte zu 30° und orientiert sich nach wie vor an dem antiken Sternbild Widder als Beginn für den Tierkreis, dessen Ayanamsha-Wert sich offiziell an der Opposition zu Spica orientiert. Da sich die jährlich wiederkehrenden Positionen der Sternbilder aufgrund der Präzession ganz langsam ändern (um ca. 1° in 72 Jahren), wandert der Punkt des Frühjahr-Äquinoktiums um den 21. März im tropischen Tierkreis scheinbar rückwärts entlang der Tierkreis-Sternbilder derzeit durch das Sternbild Fische und wird nach Vedischer Sternbild-Einteilung im Jahr 2442 n. Chr. das Sternbild Wassermann erreichen.
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